Ein Geist aus der Vergangenheit


Es sollte eigentlich nur ein gemütlicher Abend in unserer alten Stammkneipe werden.
Ein Abschluss von einem spannenden und lehrreichen Lebensabschnitt.
Einfach noch einmal in Erinnerungen schwelgen, die wir in dieser Kneipe gesammelt haben. Einfach ein paar Stunden in der Vergangenheit verharren. Allerdings auch mit dem klaren Blick nach vorn.
Es sollte einfach nur lustig und unbeschwert werden. Ein Abend mit einer guten Freundin.

Wir saßen in unserer Nische am Tresen. Wir haben gelacht und unsere Drinks genossen. Wir waren vollkommen unbeschwert. Konnten für ein paar Augenblicke den Alltagsstress vergessen und einfach nur sein.
Ich wurde schlagartig aus diesem Moment der Zufriedenheit gerissen. Die Tür ging auf. Ich habe zuerst gar nicht bemerkt, wer in die Kneipe trat. Ich war in das Gespräch mit meiner Freundin vertieft. Auf einmal ein „Hallo“. Diese Stimme, die diese einfache Begrüßung gesprochen hat, erkenne ich überall. Mein Herz setzte einen Moment aus. Ich war vollkommen unter Schock. Ich hätte niemals gedacht, ihn jemals wieder zu sehen. Auf meine Freundin erkannte meinen Schock. Es war so surreal. Keine zwei Stunden vorher haben wir noch darüber gescherzt, wie es wäre, wenn Er doch auftauchen würde. Es war ein Scherz. Niemals hätte ich gedacht, dass es wirklich so kommen würde.
Fünf Buchstaben, die wir mehrfach am Tag sprechen, können einen so leicht aus dem Konzept bringen, wenn sie von der richtigen bzw. falschen Person gesprochen werden. Fünf Buchstaben, die mir meine Vergangenheit wie einen Film abspielen lassen. Gute sowie schlechte Momente zeigen sich vor meinem inneren Auge und alle diese Momente haben mit Ihm zu tun.
Ich war nicht damit einverstanden, dass Er mich so sehr aus dem Konzept bringt. Ich wollte, dass wir uns noch einmal sehen. Endlich einmal das Gespräch suchen und alle Verletzungen und Gefühle benennen. Also ergriff ich den Mut, ging zur Theke, als er alleine war und frage ihn. Eine kleine Frage, die mir so viel Mut und Energie abverlangte. "Hey, hast du Lust, dass wir mal einen Kaffee trinken gehen?" Ich war erleichtert und zugleich geschockt, dass Er direkt mit "Ja" geantwortet hat. Jetzt musste ich nur noch fünf Tage auf das langersehnte Gespräch warten. Meine Freundin, die auch die ganze Vorgeschichte miterlebt hatte, warnte mich und machte mir bewusst, dass ich nicht zu viele Hoffnungen in das Gespräch setzen sollte. Wir kannten Ihn beide und wussten, dass er auch ganz spontan absagt. 
Ich wollte besser von ihm denken. Ich kannte auch seine guten Seiten und wusste, dass er nicht nur ein Mistkerl ist. Geduld war noch nie meine Stärke aber ich hatte es geschafft mich bis zum Donnerstagnachmittag ruhig zu verhalten. Ich habe mich zu der ungünstigsten Zeit des Tages auf den Weg gemacht aber auch das war in Ordnung. Nach einer halben Stunde Fahrt kam ich endlich bei Ihm an. Ich stand vor der Tür und niemand machte auf. Ich hatte so sehr gehofft, dass es dieses Mal anders läuft. Aber ich war zu naiv, ich habe versucht etwas in Ihm zu sehen, was einfach nicht da ist. 
Jetzt muss ein klarer Schlussstrich her. Er darf keinen Platz mehr in meinem Leben haben. 
Die Vergangenheit hat immer einen Platz in meinem Leben, darf aber nicht den Platz der Zukunft einnehmen. Jede Begegnung, auch wenn sie in den ersten Momenten schmerzhaft sind, hat ihre guten Seiten. Immer wieder kann ich durch meine Erfahrungen lernen und weiß, was ich alles aushalten kann. 

xoxo Caro

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