Kurzgeschichte: Carpe momentum! – Nutze den Moment!

Hallo ihr Lieben!
Heute gibt es von mir eine Kurzgeschichte.
Viel Spaß beim Lesen und alles Liebe ♥ Jule



 Carpe momentum! - Nutze den Monent!

„Er ist so ein Arschloch!“, klagte Marie.
Pia rollte mit den Augen. „Klar, sonst hätte er dir ja auch nicht den Kopf verdreht!“
„Ja, ich weiß“, murmelte sie kleinlaut. „Das ist ja das Problem, Pia! Die anderen sind einfach zu langweilig...“
Pia seufzte. „Vielleicht solltest du den „anderen“ auch einfach mal eine Chance geben. Markus zum Beispiel...“
„Jetzt komm bitte nicht wieder mit Markus!“
„Ich meine ja nur… Weißt du Marie, du machst es dir auch echt immer zu kompliziert!“
„Seit wann ist das mit der Liebe bitte nicht kompliziert?“
„Auch wieder war“, stimmte Pia, Marie zu.
Du hast ja auch gut Reden! Jan und du seid schon Jahre zusammen.“
„Das stimmt zwar auch, aber jetzt tu nicht so, als ob bei mir deshalb immer Friede, Freude, Eierkuchen wäre. Eine Beziehung ist schon schön. Aber manchmal auch echt anstrengend. Single sein hat auch seine Vorteile. Das ist alles eine Sache der Perspektive!“
Das war einer der typischen „Pia-Sätze“, dachte Marie, während sie den Strohhalm ihres Cocktails zwischen die Kirschroten Lippen nahm.
Sie saßen in ihrem Lieblingslokal. Es war eine Mischung aus Kneipe, Café , Bar, Bistro und Restaurant. Marie liebte das Ambiente und die Atmosphäre, die das Lokal verströmte. Der Geruch von verkohlten Streichhölzern und eine Mischung der verschiedenen Parfüms, der Gäste, hing in der Luft.
Die Einrichtung war recht rustikal gehalten. Viele der Möbel, einschließlich der Bar, waren aus alten Paletten sowie Obst- und Weinkisten gebaut. Vereinzelt standen schwarze Ledersofas mit beleuchteten Glastischen davor. Die Barhocker, waren ebenfalls mit schwarzem Leder überzogen und die Glas-Regalböden, auf denen die Spirituosen standen, waren mit Licht in Szene gesetzt. Doch die Highlights, wie Marie fand, waren die edlen Accessoires, die hier und da im Raum verteilt waren. Die filigranen Zapfhähne, die funkelnden Kronleuchter aus Glas und die silbernen Kerzenständer verliehen dem Ganzen ein elegantes Flair.
Marie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen, als plötzlich die Tür auf ging und ein Mann herein trat. Es musste angefangen haben zu regnen, denn er brachte einen kalten, feuchten Luftzug und den Geruch nach Nässe mit ins Lokal herein. Auf seiner schwarzen Lederjacke glitzerten kleine Wassertropfen. Eine widerspenstige Strähne, seines blonden Undercuts, fiel ihm ins Gesicht. Marie beobachtete, wie er zur Bar ging und auf einem der Hocker Platz nahm. Er passt perfekt hier rein, ging es ihr durch den Kopf. Unter seiner Lederjacke trug er ein weißes makelloses Hemd. Dazu trug er eine schwarze Jeans, sowie schwarze Boots. An der einen Hand trug er einen silbernen Ring. Es war aber die Art Schmuckring und kein Ehering oder desgleichen, stellte sie erleichtert fest, was sie selbst überraschte. Oder auch nicht?
„Erde an Marie, hörst du mir überhaupt zu?“
„Ww, was?“
Pia sah sie aufgebracht an, folgte dann aber Maries Blick und stöhnte auf. „Darf ich dich daran erinnern, dass du gerade erst von Kai hintergangen wurdest und keine Lust mehr auf Männer hast?! Das war zumindest noch vor fünf Minuten der Fall.“
„Ich guck doch nur!“ Marie verzog ihre Lippen zu einem Schmollmund.
„Ja genau!“, lachte Pia. „Ich kenne diesen Blick.“
„Aber er sieht ja auch verdammt heiß aus!“
„Du und deine Bad-Boys“, tadelte Pia neckend.
Marie seufzte. „Soll ich ihn mal ansprechen?“
„Tu, was du nicht lassen kannst“, sagte ihre Freundin und lächelte sie aufmunternd an. Marie stellte ihren Cocktail auf den Tisch und erhob sich vom Sofa. Sie atmete einmal tief durch, straffte sich und ging entschlossen auf den geheimnisvollen Typen mit Whiskyglas zu.
Sie stellte sich zu ihm an die Bar, musterte ihn interessiert und war sprachlos. Alle Worte, die sie sich zuvor zurecht gelegt hatte, waren wie eine Seifenblase zerplatzt. Auch er musterte Marie aufmerksam.
„Hi“, sagte er mit sanfter dunkler Stimme.
Wäre Marie nicht schon hin und weg, so wäre sie es jetzt gewesen. Du musst jetzt auch etwas sagen, meldete sich ihre innere Stimme zu Wort.
„Hallo, bist du neu hier in der Stadt?“ Erde tu dich auf! „Also ich frag nur, weil ich dich hier noch nie gesehen habe und ich bin oft hier...“ Wie immer, wenn ihr etwas peinlich war, fing sie an zu schwafeln.
„Nein ist schon gut“, unterbrach er sie. „Du hast recht, ich bin neu in der Stadt.“ Er lächelte sie an und Maries Beine wurden weich wie Butter. Sie zog sich auf den nächsten Barhocker und versuchte dabei möglichst lässig zu wirken.
„Darf ich fragen wie du heißt?“, fragte er.
„Marie. Und du?“
„Ich bin Damien.“
„Damien“, flüsterte Marie leise. „Das ist ein schöner Name.“
„Danke.“ Er nahm einen Schluck von seinem Whisky. Diese Augen. Marie hatte schon immer eine Schwäche für blaue Augen gehabt, aber Damiens Augen übertrafen alles. Sie strahlten in einem Eisbonbon-Blau und Marie hätte ihn ewig einfach nur anschauen können. Sie wollte ihn allerdings nicht so unhöflich anstarren oder wie eine Irre wirken.
„Möchtest du auch etwas trinken?“
„Nein, danke. Also ich habe eigentlich schon.“ Sie deutete auf Pia die versuchte gleichgültig auf ihr Smartphone zu schauen, doch Marie wusste, dass sie sie beobachtete.
„Achso, okay.“ Marie biss sich auf die Lippen. Wie sollte sie nur ein spannendes Gespräch aufbauen? Sie hatte das Gefühl, dass Damiens Anwesenheit dazu führte, dass ihr Gehirn Zuckerwatte glich. Er ließ gedankenverloren seinen Whisky kreisen, als ob ihm gar nicht mehr bewusst war, das neben ihm jemand saß.
Plötzlich schaute er auf, sah sie direkt an und fragte: „Marie, wie spontan bist du?“ In seinen Augen war ein geheimnisvolles Glitzern.
„Was meinst du?“
„Naja, ich kenne mich hier noch nicht so gut aus und ich dachte du könntest mich ein wenig herum führen. Beziehungsweise wir fahren ein wenig auf meinem Motorrad durch die Nacht.“ Besser konnte es echt nicht werden. Der Typ war nicht nur heiß, er hatte auch noch ein Motorrad.
„Das heißt, natürlich nur wenn du jetzt kannst.“ Er nickte kurz in die Richtung von Pia.
„Sehr gerne! Das ist überhaupt kein Problem. Also auch für Pia, meine ich. Ich hole nur schnell meine Jacke und bezahle.“
„Hol du deine Jacke, ich kläre das mit deinem Drink.“
„Oh, Danke.“ Marie eilte zum Sofa rüber, wo Pia ungeduldig wartete.
„Wo willst du hin?“, fragte diese aufgebracht, als sie beobachtete wie Marie ihre Sachen zusammen suchte.
„Er ist neu in der Stadt und ich zeig ihm die Gegend. Wir fahren mit seinem Motorrad Pia!“
„Bist du verrückt? Du kennst ihn doch gar nicht!“ Pia war mal wieder die Vernunft in Person.
„Ich weiß Pia, aber ich muss das jetzt machen. Ich werde es sonst bereuen, ich weiß das! Ich hab da so ein Gefühl...“
„Du hast da so ein Gefühl? Marie, warum kannst du ihn nicht einfach wie ein normaler Mensch kennenlernen?!“
„Weil ich kein normaler Mensch bin. Werde jetzt bitte nicht sauer Pia. Ich habe ihm gesagt du verstehst das.“ Marie schaute kurz zu Damien und sah, dass er schon auf sie an der Tür wartete.
„Ich muss jetzt. Tschau Pia. Ich hab dich lieb!“ Mit diesen Worten verließ Marie das Lokal und hörte nur noch wie Pia ein: „Aber...“ hinter ihr her rief.
Draußen gab Damien Marie seinen Helm und schwang sich auf seine Maschine. Na dann mal los, dachte Marie und schwang sich zu ihm auf das Motorrad. Damien roch nach Leder und Parfüm mit einer würzigen Note. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und ihr Herz klopfte laut und schnell vor Aufregung. Auf so einen Mann hatte sie ihr Leben lang gewartet. Natürlich wusste sie nicht, ob es überhaupt funktionieren würde, doch für Marie zählte jetzt nur der Moment. Damien warf den Motor an und so fuhren sie, Marie dicht an ihn geschmiegt, in die Nacht hinein.

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